"Captain America: Civil War"/The Walt Disney Company

Gewinner der Kategorie „Beste VFX“ 2016: Rise FX mit Captain America

Die Schwemme an Superhelden-Filmen hat einen großen Vorteil: Sie sorgt weltweit für ein Angebot an vielseitigen Effektaufgaben in allen Departments. Für „Captain America: Civil War“ fielen insgesamt 3.000 VFX-Shots an – Rise | Visual Effects Studios bearbeitete die komplette, mehr als zehn Minuten lange, „Lagos Heist Sequence“, was circa 360 Shots ausmachte. Die Vielseitigkeit der von Rise geleisteten VFX-Arbeit auf stringent hohem Niveau überzeugte die animago-Jury auf ganzer Linie.

Die größte Herausforderung bei diesem Projekt war die Vielseitigkeit der Aufgaben: Diverse Digi-Doubles, unterschiedliche FX-Simulationen, Body-Extensions, CG-Waffen, Set-Extensions und noch vieles mehr musste für die Lagos-Sequenz kreiert werden. Die extrem hohe Anzahl der CG-Charactere, Effekte und Environments stellten Rise vor ein neues Level an Komplexität; in jedem Frame passiert auf der Effektseite so viel, dass es sich auf einen Blick gar nicht so schnell erfassen lässt.

Da Rise schon an früheren Marvel-Produktionen und insbesondere den „Captain America“-Filmen beteiligt war, stand schon ziemlich früh fest, dass das deutsche Studio auch für die Effekte von „Civil War“ wieder mit an Bord ist. Hilfreich waren für ein so umfangreiches Projekt, vor allem für die CG-Environments, die von Rise angebotenen Dienste des Lidar-Departments Pointcloud9.

Atlanta wird zu Lagos

Gedreht wurde die Sequenz in Atlanta, Georgia – nach der Postproduktion sollten die Original-Backplates wie Lagos, Nigeria aussehen. Für die Kreation des riesigen Lagos-Stadt-Environments organisierte die Produktion ein Shooting in Puerto Rico, bei dem Texturen und Plates aufgenommen sowie Lidar-Scannings gemacht wurden. Ausgehend von der Previs, die The Third Floor für die Sequenz erstellt hatte, entwickelte Rise die Environment Replacements und Enhancements.

Digitale Stuntdoubles

Was Superhelden so leisten, bekommen echte Stuntleute nicht mehr hin. Aus diesem Grund wurden von Falcon, Crossbones und Scarlett Witch mithilfe von Photogrammetrie-Daten, die Direct Dimension lieferte, digitale CG-Character-Doubles kreiert. Die Flügel von Falcon existierten nur als Miniatur-Prop, welches von Legacy Effects für Lighting-Referenz-Zwecke gebaut wurde, darüber hinaus erhielt Rise von ILM das Falcon-Asset aus „Ant-Man“ als Ausgangsbasis. Da Falcons Flügel in „Civil War“ in einem extremen Close-up zu sehen sind sowie mit einem neuen Schirm-Modus zur Kugelabwehr ausgestattet sein sollten, designte das Team sie komplett neu.

Scarlett Witch fliegt in einer Szene im hohen Bogen durch die Luft, dafür benötigte ihr CG-Double eine glaubwürdige Cloth- und Hair-Simulation. Auch ihre von den Händen ausgehende „Magic“ brauchte einen anderen Look als in den Filmen zuvor, da Scarlett ihre Kräfte inzwischen mehr kontrollieren und verstärken kann, was sich optisch widerspiegeln sollte.

Crossbones Kostüm besteht aus vielen Einzelteilen wie Gürtel, Rüstung und Panzerteile, die vom 3D-Scan als eine geschlossene Oberfläche behandelt werden. Deshalb zerbrach das Rise-Team diesen in seine Einzelteile, um alles einzeln präparieren zu können, und animierte Crossbones hydraulischen „Punchy Gauntlets“.

Gas, weiche hinfort!

Das giftige Gas, das die Bösewichte ins Gebäude werfen, entstand mit Pyro in Houdini. Rise baute sich langsam bewegende Fluid Containers und trackte die Kameras sowie die mit dem Lidar-Scanner erstellten Sets in die Plate. Für eine volle Kontrolle über die Holdouts und den Defocus wurde das Gas als Deep-EXR-Datei gerendert; Compositing Supervisor Paul Schlie von der Stuttgarter Unit stellte das korrekte Scattering der Lichtquellen sicher. Da Scarlett Witch das Gas mithilfe ihrer magischen Fähigkeiten aus dem Haus zieht, musste es gezielt bewegbar sein – dafür fand Rise einen Spline-basierten Ansatz, der zusätzlich durch Forces beeinflussbar war.

Projektdauer & Teamstärke

Rise startete November 2014 mit dem Lidar-Scanning des Leipziger Flughafens in das Projekt, die finale Auslieferung der 360 Shots erfolgte März 2016. Insgesamt waren rund 120 Artists an der Lagos-Sequenz beteiligt; der zu dieser Zeit gerade neu eröffnete Rise-Standort in Stuttgart arbeitete dabei eng mit Berlin zusammen.

(Mirja Fürst)

Credits

VFX Studio: Rise | Visual Effects Studios – Client: Marvel Studios – VFX-Supervisor: Dan DeLeeuw – VFX-Producer: Jen Underdahl – Country: Germany, USA – Software: ZBrush, Modo, Mari, Maya, Houdini, Nuke

Hier die beiden weiteren Nominierten in der Kategorie „Visual Effects“ im Jahr 2016:

Rodeo FX „Game of Thrones – Season 5“

Rise FX „The Man from U.N.C.L.E.“

Die Kategorie „Best Visual Effects“ wird erneut begleitet von unserem Sponsoren Esri. Mehr zu Esri und ihrer prozeduralen Modeling-Software CityEngine erfahren Sie hier.