Best Still: Her Eventual Hesitation

Inspirationen warten überall, manchmal ganz unerwartet vor dem Haus des Englischlehrers der Tochter. Als Marek Denko dort den gelben Volkswagen-Transporter entdeckte, entschied er, ihn in seinem nächsten privaten 3D-Kunstwerk zu verewigen. „Her Eventual Hesitation“ gewann in diesem Jahr das Publikumsvoting und damit die animago-Trophäe in der Kategorie „Bestes Still“.

Zu Beginn lag kein klares Konzept für das Bild vor, Marek fokussierte sich zunächst auf das Modeling des Transporters. Dafür nutzte er Fotos als Referenz, die er zuvor von dem Automobil geschossen hatte. Da für den gewünschten fotorealistischen Look sehr viele Details nötig waren, beschäftigte ihn diese Aufgabe erstmal zur Genüge. Als das 3D-Modell fertig gerendert war, setzte er das Gefährt in eine hügelige Naturlandschaft.

Von der leeren Szenerie schnell gelangweilt, weil sie ihm keine Optionen für feine Detailarbeit bot, verlegte der 3D-Artist das Setting aus der Natur in die Stadt und überlegte sich eine Background-Story zum Thema „Verlassen der Welt“. Mit dieser Idee im Hinterkopf testete er zwei Tage lang Konzepte und spielte mit neuen Blickwinkeln sowie der Beleuchtung für das Auto. Schlussendlich gefiel ihm das Licht eines frühen, verregneten Sommermorgens am besten und er belebte die Szenerie mit einem Mann-Charakter, den er nach seinem eigenen Vorbild gestaltete. Dafür nutzte er Referenzfotografien von sich selbst.

Highres-Tests

Zeit investierte er bei „Her Eventual Hesitation“ vor allem in das Modeling, Texturing und Shading der Modelle, wobei vor allem der Boden eine Herausforderung darstellte. Diesen musste Marek schon in der Testphase in Highres-Qualität erstellen und alle Objekte darauf platzieren, weil sich in niedriger Auflösung nicht erkennen ließ, ob alle Reflexionen funktionierten. „Mit den Lichtern kopiere ich im Prinzip nur, was ich sehe. Wenn die Vorarbeit gelungen ist, funktioniert das Lighting eigentlich immer“, sagt der Artist.

Kein Ferrari, aber zuverlässig

Das Bild entstand mit 3ds Max, dem Marvelous Designer für die Kleidung des Characters und V-Ray im Rendering. Marek hat gute Erfahrungen mit der Render-Software der Chaos Group gesammelt: „V-Ray ist nicht der Ferrari unter den Engines, aber ein zuverlässiges Auto, das für alle Zwecke funktioniert.“ Im Renderingprozess nutzte er erstmals BF/BF (Brute Force) statt wie sonst BF/LC (Brute Force/Light Caching) – die daraus resultierenden höheren Renderzeiten haben sich in Mareks Augen auf jeden Fall gelohnt: „Das Bild hat viele Details und keine einzelne Lichtquelle, sodass das Lighting, Shading und die Schatten mit dieser Methode besser funktionierten und die Details optimal zur Geltung kommen. Die Renderzeit lag auf sechs Maschinen bei circa einem halben Tag.“

Ein Mann braucht ein Projekt

Marek Denko hat in seiner rund zwanzigjährigen Karriere als 3D-Artist schon viele private Stills realisiert. „Ein Mann braucht ein Projekt – wenn er kein Projekt hat, dann stirbt er“, erklärte uns Marek lachend nach der Preisverleihung auf dem animago-Event. Sobald dem Artist eine neue Idee für ein Bild kommt, fertigt er zunächst eine grobe Skizze an und wenn er das Gefühl hat, nachdem er sie mehrfach in Photoshop geändert und gedreht hat, die Gesamtkomposition funktioniert, investiert er seine Freizeit in die Ausarbeitung. „Nach einigen Monaten Arbeit an dem gleichen Motiv bin ich nicht mehr in der Lage, die Magie des Bildes zu sehen. Durch meine jahrelange Erfahrung weiß ich, dass ich ein gutes Auge besitze, auf das ich vertrauen muss, denn während dem Prozess kann ich die Qualität irgendwann nicht mehr wirklich beurteilen“, so Marek.

Die schwierigste Aufgabe bei der Realisation eines privaten Stills ist allerdings: durchzuhalten, monatelang daran zu arbeiten und es fertig zu stellen. Marek motiviert sich jedes Mal mit der Aussicht auf Applaus und Zuspruch nach der Veröffentlichung, auch wenn ihm diese gleichzeitig schwer fällt: „ Es bricht mir das Herz, wenn ich das Projekt schließlich loslassen muss, weil ich nach der Veröffentlichung nichts mehr daran ändern kann.“ Ein weiterer Nebeneffekt seiner Bilder ist, dass sie seiner Arbeit Aufmerksamkeit verschaffen und oft Kontakte und Projekte dadurch herausspringen.

Wird sie kommen?

Nun werte Leser, Sie dürfen abschließend selbst entscheiden: Darf unser männlicher Held noch auf die Ankunft seines Mädchens hoffen oder muss er in das große Abenteuer seines Lebens alleine aufbrechen?

Über Marek Denko

Der 3D-Artist aus der Tschechischen Republik ist bekannt für seine thematisch einfühlsamen Stills, die er immer mit einem hohen, fotorealistischen Detailgrad kreiert. Sein Studio, das er zusammen mit Peter Sanitra in Prag betreibt, trägt ironischerweise den Namen NoEmotions. Zu den Kunden des Teams zählen das Blur Studio, Method Studios und Tendril.

(Mirja Fürst)